Hormone, Diabetes und Krebs

Leider reichen die Folgen von zu viel Sitzen nicht nur von Verspannungen und Rückenschmerzen bis hin zu Bandscheibenproblemen. Mittlerweile schlussfolgern Forscher in einigen Langzeitstudien, dass Menschen, die sehr viel sitzen, ein höheres Risiko haben, an Herz-Kreislauf-Leiden, Diabetes oder Krebs zu erkranken und sogar auch früher zu sterben.1 So zeigten z.B. Untersuchungen, die den Insulinspiegel bei unterschiedlichem Sitzverhalten maßen, dass sich längere Sitzphasen auf den Zuckerstoffwechsel auswirken.2


Eine Umfrage der Krankenversicherung DKV und der Sporthochschule Köln ergab, dass wir werktags im Schnitt 7,5 Stunden täglich sitzend verbringen, dass Kinder dieses ungesunde Verhalten kopieren und dass Akademiker am stärksten von körperlicher Inaktivität betroffen sind, da ihre Arbeit meist eine sitzende Tätigkeit abverlangt. Hierzu schrieb Spiegel Online am 26.1.15 "Langes Sitzen wird als eigenständiger - und von moderater Aktivität unabhängiger - Risikofaktor für Krankheiten und einen vorzeitigen Tod gehandelt. Die WHO schätzt, dass jährlich weltweit etwa 3,2 Millionen Menschen vorzeitig sterben, weil sie sich zu wenig bewegen. Eine australische Untersuchung mit mehr 63.000 Männern hatte im vergangenen Jahr ergeben, dass Menschen, die täglich mehr als vier Stunden sitzen, deutlich häufiger unter chronischen Krankheiten leiden." 3

 

Der Endokrinologe (Hormonspezialist) James Levine forscht im Bereich der "Sendentary Behaviour Research" (der Sitz- und Inaktivitätsforschung) und stuft Sitzen schlimmer als Rauchen ein, da "es mehr Menschen betrifft und es tötet mehr." In der 16. Ausgabe des Sterns 2015 erklärt er die physiologischen Zusammenhänge wie folgt: Muskeln verbrauchen keine Energie mehr, Insulinrezeptoren werden blockiert und wichtige Enzyme werden nicht mehr ausgeschüttet, wodurch Blutzucker und -fette steigen, was den Hormanhaushalt stört und die Knochen angreift, bzw. ihre Porösität begünstigt. So leiden nicht nur die Bandscheiben, die bei Bewegungsmangel nicht ausreichend ernährt werden, sondern es wird auch noch der Hormonhaushalt gestört, während gleichzeitig zu wenig Kalorien verbrannt werden, ideale Bedingungen für die Entstehung von Übergewicht, Diabetes und Arterienverkalkung. Das erhöhte Risiko für die Entstehung von Krebs kann evt. auf die gestörte Insulinproduktion zurück zu führen sein.4

 

Kardiologen bei einem Kongress in San Diego verkündeten, dass jede weitere Stunde, die wir sitzend verbringen, den Verkalkungsgrad der Aterien um 14 Prozent erhöht und somit das Risiko steigt, dass die Herzkranzgefäße verstopfen und man einen Infarkt erleidet. David Alter, ein kanadischer Kardiologe wertete mit seinen Kollegen 47 internationale Studien aus und kam zu der Schlussfolgerung, dass durch extrem langes Sitzen, die Wahrscheinlichkeit um 90 Prozent steigt, Diabetis zu entwickeln und das Risiko Krebs und Herzleiden zu bekommen um 18 Prozent zunimmt. Daniela Schmidt und Michael Leitzmann, zwei Epidemiologen an der Universität in Regensburg, untersuchten die Ergebnisse von 47 Studien und schlussfolgerten, dass Sitzen das Risiko an Darm- und Gebärmutterhalskrebs zu erkranken erhöht.4

 

 

 


Quellen und Anmerkungen:

 

1 Alpa V. Patel, et.ali, 2010. Leisure Time Spent Sitting in Relation to Total Mortality in a Prospective Cohort of US Adults. 

  American Journal of Epidemiology. Oxford University Press on behalf of the Johns Hopkins Bloomberg School of Public 

  Health: http://aje.oxfordjournals.org/content/172/4/419.abstract

 

2 Dunstan, D.W., et. ali, 2012. Breaking up prolonged sitting reduces postprandial glucose and insulin responses.

   Diabetis Care: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22374636  und

   Thorp, A.A., at. ali, 2014. Alternating bouts of sitting and standing attenuate postprandial glucose responses.

   Med Sci Sports Exerc: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24637345

 

3 Le Ker, H., 2015. Spiegel Online. Krankenkassenreport: Deutsche sitzen viel herum.

   http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/krankenkassen-report-deutsche-sitzen-zu-lange-a-1014538.html

 

4 Geisler, A., 2015 im Stern, Ausgabe Nr. 16: Artikel: Sitzen - Die unterschätzte Gefahr.